Ist von einer Mittelmeerinsel mit dem Namen Kerkyra (Kérkira) die Rede, stößt man zunächst auf Unwissenheit. Erst beim Namen Korfu fällt einem der Klassiker unter den Reisezielen, die nördlichste und zugleich siebtgrößte Insel Griechenlands ein. Die faszinierende Kombination aus griechischer und italienischer Lebensart ist es wohl - Jahrhunderte lang hatten hier die Venezianer das Sagen - die Besucher und Reiselustige seit mehr als hundert Jahren, noch vor allen anderen griechischen Inseln, auf die grüne Ionische Insel zieht.
Eines der beliebtesten Ausflugsziele auf der Insel ist das Achilleion, das Traumschloss, das die österreichische KAISERIN ELISABETH (1837 - 1898), besser bekannt unter "Sisi", in den Jahren 1890/91 errichten ließ, benannt nach ihrem Lieblingshelden Achill, dessen Statue noch heute den Park ziert und neben der die Kaiserin wohl viele Stunden verbracht haben muss.
Später im Jahre 1907, nachdem es knapp zehn Jahre leer gestanden hatte, wurde es vom deutschen KAISER WILHELM II. genutzt, der hier bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs stets seine Ferien verbrachte. Für manche ist es nichts als ein weiteres stilloses, pompöses Gebäude ohne größeren kunsthistorischen Wert, für andere ein faszinierendes neoklassizistisches, Traumschloss mit viel Kunst, Landschaft und einer beeindruckenden Parkanlage.
Bei den Führungen durch das Gebäude und durch den Garten, bleibt jedoch mit Sicherheit unerwähnt, dass hier von 1907 an bis kurz vor seinem Tode auch die Wirkungsstätte des damals als Hofgartenin-spektor angestellten deutschen Gärtners CARL L. SPRENGER (1846 - 1918) war.
Im August 2008, fast genau 90 Jahre nach dem Tod SPRENGERS, verbrachte ich einen Urlaub auf Korfu und kam unter anderem mit großen Erwartungen, doch das eine oder andere über den deutschen Gärtner zu erfahren. Als erstes beeindruckten mich die vielen statt-lichen Zypressen, die neben den angeblich fünf Millionen Oliven-bäumen, die das für Griechenland außergewöhnlich grüne Landschafts-
bild prägen und die Insel in vielen Farbfacetten erscheinen lassen. Mehr jedoch als in anderen Ländern rund um das Mittelmeer und der südlichen Atlantikküste, fiel mir sofort auch die große Zahl von Yucca aloifolia und Y. elephantipes auf, die hier scheinbar allgegenwärtig auf fast keinem Grundstück, in keinem Privatgarten, an keiner Straßenecke und erst recht in keinem Hotelgarten zu fehlen scheinen. Neben diesen beiden Arten sind allerdings keine weiteren Yucca-Arten präsent.
SPRENGER beobachtete besondere Merkmale der hier wachsenden
Y. aloifolia-Pflanzen: "Das Wachstum und das Verhalten dieser alten, weit verbreiteten Art scheint mir jedoch abweichend von dem zu sein, was ich davon sonst gesehen und gelesen habe"
(SPRENGER 1931).
Yucca aloifolia ist die erste gültig publizierte Yucca-Art [Sp. Pl.: 319 (1753)] mit der längsten Synonymliste. Bereits 1590 in Südspanien bekannt, seit dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa kultiviert, ist sie auch eine der ersten nach Europa eingeführten Arten.
Darüber hinaus ist Y. aloifolia schon seit Jahrzehnten rund um das Mittelmeer (Portugal, Spanien, Südfrankreich, Italien, Griechenland bis in die Türkei), sogar an den Küsten Nordafrikas (Ägypten, Jordanien, Marokko usw.) verwildert anzutreffen.
Im Süden Portugals (Algarve-Küste) erscheinen beispielsweise die ersten Blüten bereits im Mai, wohingegen auf Korfu die Blüte Anfang Juni beginnt (SPRENGER 1931). Ich selbst konnte auf Korfu noch bis Ende August blühende Y. aloifolia beobachten und in der südlichen Türkei (Ägäis-Küste) blühten einzelne Pflanzen sogar noch Anfang Oktober.
Da sich bei Y. aloifolia, ähnlich wie auch bei Y. elephantipes, völlig unbewurzelte Stämme und sogar Stammteile leicht bewurzeln lassen, die Gattung von Natur aus mit den unterschiedlichsten Böden zurecht-
kommt - unmittelbar am Meer vorkommend sogar Salzwasser bzw. salzhaltige Böden toleriert – ist sie eine der unproblematischsten, robustesten und beliebtesten Arten der Gattung.
Darüber hinaus findet Y. aloifolia rund um das Mittelmeer optimale Wachstumsbedingungen vor und konnte sich deshalb über die Jahre zu Teil massenhaft auf natürliche Weise verbreiten. Nicht zuletzt aufgrund dieser Eigenschaften hat sich Y. aloifolia in südlichen Gefilden mittlerweile fest etabliert und ist schon lange als beliebter Zierbaum aus den Gärten, öffentlichen Parks, Gärten und vor allem in den Hotels und Clubanlagen der Touristenzentren Südeuropas nicht mehr wegzudenken.
Von der variablen Art existieren zahlreiche Lokalformen, Varietäten und panaschierte Kultivare. Insbesondere diese gelten als mit die schönsten und beliebtesten variegaten Yucca-Sorten. In der Literatur erfasste Formen wie Y. aloifolia f. purpurea, Y. aloifolia f. serratifolia und andere sind umstritten und möglicherweise Naturhybriden oder aber Standort-Varietäten.
Die Tatsache, dass bei Y. aloifolia in den Ländern rund um das Mittelmeer z. T. äußerst leicht und regelmäßig Fruchtansatz zustande kommt, bleibt allerdings bis dato ein Geheimnis. SPRENGER war seinerzeit davon überzeugt, dass die Staub-blätter recht nahe an der Narbe des Ovariums liegen und dass der Pollen leicht, wenn auch nicht ohne Hilfe, auf die Narbe gelangen könnte. "Es genügt dazu eine Fliege oder auch eine verirrte oder naschende Ameise" (SPRENGER 1931).
Zudem ging SPRENGER davon aus, dass auch Wind den Pollen anzuheben und auf die Narbe abzulagern vermag. Weiter beobachtete er, dass die meisten der hängenden, fleischigen, zunächst grünen, später schwarzen Früchte zur Landseite hin ausgebildet werden und weniger Früchte zur Meerseite hin zu beobachten sind.
SPRENGER schloss dabei den Einfluss von aufgewirbeltem Staub der bereits damals viel befahrenen, staubigen Straßen auf die Fruch-tbildung nicht aus (SPRENGER 1931).
Die Früchte hängen oftmals 2 Jahre oder länger am Blütenstand fest. Einige Früchte fallen aufgrund von Winterstürmen, Verwitterung oder Abknicken des Blütenstandes zu Boden und ein nicht unbeträchtlicher Teil bleibt sogar vorerst in der dichten Blattrosette hängen.
Wurden die Früchte in dieser Zeit nicht bereits durch Vögel oder Insekten angegangen und dadurch die Samen freigelegt, so dauert es einige Zeit bis sich die Früchte langsam von selbst öffnen. Die Ausbreitung von Y. aloifolia erfolgt an den Wuchsorten fast ausschließlich über Austriebe am Stamm, weniger über unterirdische Rhizome und noch seltener über Samen.
In der Regel verzweigen sich die Pflanzen nach der Blüte und bilden so über die Jahre z. T. regelrechte Dickichte. Abgeknickte oder entfernte Stämme bilden vermehrt neue Pflanzen aus dem Wurzelstock. In der Kultur kann die Vermehrung Stammstücke und über Samen erfolgen.