Die zweite, hier auf Korfu allgegenwärtige Yucca-Art, ist die "Yucca-Palme" schlechthin, Yucca elephantipes. SPRENGER war sich sicher, dass alle auf Korfu vorkommenden Y. elephantipes von einem einzigen Exemplar abstammen, welches aus Wien stammte und als Dracaena Ehrenbergii im Garten des Achilleion gepflanzt wurde (SPRENGER 1931). Den Berichten Sprengers nach zu urteilen, müsste diese Exemplar heute ungefähr 120 Jahre alt sein. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass mehrere Exemplare zu dieser Zeit im Garten gepflanzt wurden.
SPRENGER verpflanzte später in seiner Rolle als Garteninspektor, fast alle dieser Exemplare: "Wir mussten fast alle von ihrem bisherigen Standort entfernen, verpflanzen, um sie irgendwo im Ölgarten unterzubringen.
Das geschah, indem alle halb zurückgeschnitten wurden, nichts aber vernichtet, sondern jeder Ast, jeder Zweig gepflanzt wurde. Alles wuchs weiter, trotzdem damals dürre Jahre für die Insel kamen" (SPRENGER 1931).
SPRENGER bezeichnete Y. elephantipes als "… eine der widerstandsfähigsten Yucca, die fast unzerstörbar ist" (SPRENGER 1931).
Yucca elephantipes, im Volksmund auch "Spineless Yucca" oder "Giant Yucca" genannt, ist größtenteils im tropischen Mexiko, in den Bundes-staaten Veracruz, Tamaulipas, Chiapas und Quintana Roo auf natürliche Weise verbreitet. Natürlichen Ursprungs sind auch die Vorkommen im nördlichen Zentralamerika, in Guatemala und Belize, wo die Gattung Yucca mit den beiden Arten Yucca elephantipes und Y. lacandonica die südliche Arealgrenze erreicht. Die Vorkommen in Honduras, Nicaragua und Costa Rica gehen vermutlich auf verwilderte Kulturpflanzen zurück.
Y. elephantipes ist die bekannteste Yucca-Art und ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil in den Gärten Südeuropas. Darüber hinaus sind Populationen (z. T. verwildert) über die ganze Welt verteilt anzutreffen und dominieren dort oft neben Palmen und oder anderen Exoten die Gärten.
In der World Checklist of Monocotyledones wird der Name Yucca elephantipes allerdings nicht akzeptiert und die Art aufgrund der älteren Beschreibung als Yucca gigantea geführt [Yucca gigantea Lem., Ill. Hort. 6 (Misc.): 91 (1859)].
Y. elephantipes wächst zu mehrstämmigen, baumartig verzweigten, bis 15 Meter hohen Bäumen heran. Sie besitzt starre, breite, glänzend grüne, rinnige Blätter mit leicht gesägten Blatträndern, die bis zu einem Meter lang werden können und zu einem eher weichen Enddorn auslaufen. Typisch für die Art ist die verdickte Stammbasis, die an einen Elefantenfuß (Beaucarnea) erinnert und der Art sicher den Namen einbrachte.
Das Frosthärtepotential liegt bei nahe -10 °C, was Pflanzen beispielsweise in Südfrankreich Temperaturen schadlos überstanden haben sollen. Von Y. elephantipes existieren eine Vielzahl panaschierter Sorten.
Die Hauptblütezeit ist, je nach Wuchsort, von Juli bis September. Der Blütenstand mit den weißen Blüten ist zwar von der Form her dem von Y. aloifolia ähnlich, jedoch höher, voluminöser und breiter. Sprenger wunderte sich "… dass sie so hartnäckig unfruchtbar bleiben" und ging davon aus, dass die Staubfäden möglicherweise zu weit von der Narbe entfernt seien (SPRENGER 1931). Das Y. elephantipes auch auf Korfu, wenn auch äußerst selten, Früchte ansetzt, ist belegt .
Und da war dann noch die Neugier etwas über das Leben und Wirken SPRENGERs in der Zeit als Hofgarteninspektor vor Ort zu erfahren, am Ende vielleicht sogar die eine oder andere von SPRENGERs sagenhaften Hybriden in der Gartenanlage zu finden. Einerseits wusste ich, aufgrund der wenigen Aufzeichnungen und Veröffentlichungen in den Jahrbüchern der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, dass SPRENGER mit dem Ausbruch des Vesuvs im Jahre 1906 all seine Hybriden verloren hatte andererseits die Pflanzen in der ganzen Welt verstreut waren. Auch ich mir nicht vorstellen, dass SPRENGER in den Jahren auf Korfu völlig seiner Leidenschaft, der Kreuzung und Züchtung, entsagt hatte.
Den ersten Dämpfer bekam ich bereits bei ersten Nachfragen bei den örtlichen "Geschichts-experten" und erntete nur unwissendes Achsel-zucken auf meine Nachfragen nach dem deutschen Gärtner und
Inselbewohner. Weder der Name SPRENGER war bekannt, noch der genaue Ort seiner letzten Ruhestätte. Er hatte anscheinend keinerlei Spuren hinterlassen, die nachhaltig genug waren, dass man ihn
außerhalb von Botaniker-Kreisen kannte und wenigstens in Zusammenhang mit seiner letzten Wirkungsstätte brachte. Irgendwie bezeichnend für sein durch viele Schicksalsschläge gekennzeichnetes
Leben.
Eine weitere Enttäuschung folgte, als ich schließlich im Achilleion angekommen, erfuhr, dass der Großteil der Gartenanlage für Besucher gesperrt war. Aus gutem Grund: In der Tat präsentierte sich dieser Teil des Areals als völlig vernachlässigt, verwildert und damit praktisch unzugänglich.
Nur an wenigen Stellen ließ das Gestrüpp Einblicke zu und man konnte erahnen, dass sich möglicherweise seltene Pflanzen in diesem fast schon als Dschungel zu bezeichnenden Teil des Gartens verbergen könnten. Es bestand also keine Möglichkeit abseits der abgesteckten Routen zu forschen. Wahrscheinlich sind die zuständige Behörden mit der Pflege Garten-bereiches und Erhaltung des Palastes und des kleinen Gartenareals völlig überlastet oder nicht willens oder in der Lage, weitere Teile davon zu erschließen.
Als Highlights des zugänglichen Gartenbereiches sind neben hohen, sehr alten Cycas revoluta und den vielen stattlichen Palmen vor allem die beiden riesigen und absolut sehenswerten "Ur-Yucca elepantipes" zu nennen. Vor dem Hintergrund der Aufzeichnungen SPRENGERs und der imposanten Ausmaße der Riesen von gut 15 m Höhe, ist eine Besichtigung durchaus lohnenswert.
Und dann doch eine Überraschung: An einer Ecke vor dem Palast, fällt dem aufmerksamen Beobachter eine Yucca-Gruppe auf; Pflanzen, vermutlich aus dem Y.
gloriosa/recurvifolia-Komplex, die sonst auf der Insel praktisch nicht zu sehen sind.
Man könnte nun die Herkunft dieser Pflanzen mit SPRENGER in Verbindung bringen. Sollte es SPRENGER doch geschafft haben, zumindest eine seiner von ihm geschaffenen Pflanzen mit an seine letzte Wirkungsstätte gebracht zu haben? Die Vermutung liegt zumindest nahe.