Die Systematik der Gattung Yucca gilt seit jeher als schwierig und ist unter Botanikern umstritten. Allein über die Zugehörigkeit zur Familie Agavoidae scheint weitgehend ein Konsens zu herrschen (vgl. VERHOEK 1998). Je nach Bearbeiter werden aktuell zwischen ca. 35 und ca. 55 Arten unterschieden. Hinzu kommen zahlreiche Varietäten bzw. Unterarten. Auch die Auftrennung in zwei Gattungen wird kontrovers diskutiert. Während einige Autoren die Vertreter der Gattung Hesperoyucca in die Gattung Yucca einbeziehen, plädieren andere für eine eigenständige Gattung, was auch durch neuere molekular-biologische Befunde (BOGLER & SIMPSON 1995, 1996, CLARY & SIMPSON 1995, CLARY 1997) untermauert wird. Jüngere biosystematische Bearbeitungen durch CLARY (1997) und PELLMYR & al. (2007), verbunden mit modernen molekular-biologischen Methoden, haben viele taxonomische Fragen lösen und Verwandtschaftsverhältnisse klären können. Dennoch besteht nach wie vor großer Forschungsbedarf. Selbst die Untergliederung der Gattung Yucca in verschiedene Sektionen und deren Abgrenzung voneinander ist strittig.
So deuten die Untersuchungen von CLARY & SIMPSON (1995) darauf hin, dass die traditionelle Gliederung in beerenfrüchtige (Sektion Yucca = Sarcocarpa) und kapselfrüchtige (Sektion Chaenocarpa) Arten nicht haltbar ist. Einige Autoren unterscheiden derzeit die vier Sektionen Yucca (= Sarcocarpa), Clistocarpa, Chaenocarpa und Endlichiana. Das große Verbreitungsgebiet etlicher Arten geht einher mit einer großen Formenvielfalt. Hinzu kommt das häufige Auftreten von Naturhybriden (vgl. WEBBER 1960). Von einigen Arten (Yucca baccata, Y. rostrata, Y. thompsoniana) sind neben blaublättrigen auch grünblättrige Formen bekannt, deren taxonomische Bewertung noch aussteht. Taxonomische Grundlage dieser Seite, ist die Bearbeitung der Gruppe in der „Flora of North America north of Mexico“ (CLARY 2002, HESS & ROBBINS 2002). In einigen Fällen werden die Werke von Hochstätter (2000, 2002, 2004) bedacht. Als taxonomische Grundlage für die rein mexikanisch verbreiteten Arten dienen die Werke von MATUDA & PIÑA LUJAN (1980) und Hochstätter (2004).
1. Die allopatrische Artbildung gilt als eine der Hauptursachen für das Entstehen neuer Arten und verläuft in mehreren Schritten. Die Population einer Art wird beispielsweise durch geographische Separation bzw. Isolation [z. B. Kontinentaldrift, Gebirgsbildung, Klimawandel (z.B. Wüsten-bildung, Veränderung des Meeresspiegels etc.)] in zwei Teilpopulationen getrennt. Der Genfluss zwischen den beiden Teilpopulationen wird also unterbrochen, sodass sich die beiden Populationen von nun an unabhängig voneinander weiterentwickeln. Schließlich entwickeln sich die beiden Populationen phänotypisch, d. h. im äußeren Erscheinungsbild so weit auseinander, dass sich neue Arten gebildet haben. In jeder Population treten zusätzlich Mutationen auf und die unterschiedlichen Selektionsdrücke führen schließlich zu einer divergierenden (spaltenden oder aufspaltenden) Evolution, d. h. es setzten sich meistens die beiden extremen Ausprägungen des Phänotyps durch.
2. Bei der sympatrischen Artbildung geschieht Bildung von Arten, ohne räumliche Trennung. Es entstehen die Arten in einem gemeinsamen Verbreitungsgebiet der Ursprungsart z. B. durch adaptive Radiation, d. h. durch die Auffächerung einer wenig spezialisierten Art in viele stärker spezialisierte Arten durch Herausbildung spezifischer Anpassungen (Adaptionen) an die vorhandenen Umweltverhältnisse. Aber auch die Ausnutzung unterschiedlicher, vorher nicht besetzter ökologischer Nischen, Polyploidie (das Vorhandensein von mehr als zwei Chromosomensätzen in der Zelle aufgrund einer Genom-Mutation), sexuelle Selektion (innerartliche Auslese) und Mutation (dauerhafte Veränderung des Erbgutes) machen eine sympatrische Artbildung möglich. Ebenso kann die natürliche Hybridisierung, die bei Pflanzen recht häufig ist, zur Artbildung führen. Die Ausführungen zur Artbildung, wie von mir dargestellt, sind selbstverständlich allgemein gehalten und müssten für die jeweiligen Arten im jeweiligen Verbreitungsgebiet speziell ausdifferenziert werden.
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