Vielerorts in Mitteleuropa fallen zwischen Mitte Juni und Mitte Juli die hoch aufragenden Blütenstände der so genannten „Palmlilien“ in den Gärten und Parks auf, die zu dieser Zeit aus den Gartenanlagen regelrecht hervorstechen. Da sich die Blüten an den Blütenständen nicht alle gleichzeitig öffnen (für gewöhnlich nach- einander von unten nach oben und von innen nach außen), kann die Blühdauer eines gesamten Blütenstandes vier Wochen und länger andauern - die einzelne Blüte hält je nach Witterung bis zu fünf Tage. Die unzähligen Einzelblüten an den auffälligen Blütenständen sollen auf die Bestäuber wie eine große „Blume“ wirken, um diese besser anzulocken.
Dass diese Yuccas jedoch hierzulande keine Früchte bzw. Samen auf natürliche Wiese ansetzen scheitert daran, dass es in Europa keine Motten der Gattungen Tegeticula und Parategeticula vorkommen. Andere Pflanzen werden hier durch verschiedene Insekten, durch Vögel oder sogar durch Wind bestäubt. Den Yucca-Blüten stehen unsere heimischen Insekten, z. B. Bienen, Hummeln und Schwebefliegen – eigentlich die „intelligentesten Bestäuber“ – in punkto Bestäubung offensichtlich völlig ratlos gegenüber, obwohl die Blüten durchaus frequentiert werden.
Im Falle der Yucca-Blüte besteht also eine enge, symbiotische Beziehung mit den Bestäubern, Motten der Gattungen Tegeticula und Parategeticula aus der Familie der Prodoxidae. Dieses Phänomen, auch als Koevolution bezeichnet, d. h. eine Beziehung zwischen zwei beteiligten Arten - in diesem Falle den Bestäubern und den von ihnen bestäubten Pflanzen - wurde erstmals 1876 durch den amerikanischen Entomologen RILEY bearbeitet.
Obwohl einige Motten-Arten der Gattung Lampronia, die als „Europäische Yucca-Motten“ bezeichnet werden, in Europa vorkommen, ist es Vertretern dieser Gattung nicht möglich Yucca-Blüten zu bestäuben. Bislang gibt es noch keine Funde eingeschleppter Motten der Gattungen Tegeticula oder Parategeticula, und auch in aktuellen Datenbanken gibt es bis dato keine Hinweise von Neozoen (Tiere die unter direkter oder indirekter Mithilfe des Menschen in ein ihnen zuvor nicht zugängliches Faunengebiet gelangt sind) oder invasiven Arten der oben genannten Mottengattungen in Europa.
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts stellte SPRENGER die auf, dass sich Yuccas in wärmeren Gebieten Europas selbst befruchten oder durch Insekten, bzw. Wind bestäubt werden können, was insbesondere bei Y. aloifolia die rund um das Mittelmeer wachsen auch zutrifft. Es wurden auch vereinzelt schon Samenkapseln an Blütenständen in mitteleuropäischen Gärten beobachtet, doch ob das auf die Bestäubung spontan, oder durch andere Insekten, wie z. B. Ameisen oder durch Wind zurückzuführen ist, müsste noch bewiesen werden.
Die nachtaktiven Mottenweibchen legen In den Abend- und Nachtstunden, wenn sich die Blüten weit geöffnet haben, mit Hilfe der umgewandelten Mundwerkzeuge ihre Eier im Fruchtknoten (Ovarium) der Blüte ab, streichen nach der Eiablage einen Teil des Pollens in die Narben- höhle hinein und bestäuben somit die Blüten. Nur die Weibchen der Gattungen Tegeticula und Parategeticula haben sogenannte Maxillartentakel (zwei lange, krümmungsfähige Fortsätze am Mund, die als Greiforgane dienen) die sie befähigen, Pollen zu sammeln und die Blüten zu befruchten (Kirchner 1911). Nach 7–10 Tagen schlüpfen die Mottenlarven und ernähren sich dann ca. 60 Tage lang von den reifenden Samen. Dabei wird durchaus ein großer Teil der Samen bzw. Bereiche der Samenanlagen zerstört, bevor die Larven letztlich ein Loch durch die Fruchthülsen fressen und zu Boden fallen. Das Ergebnis ist durch kleine Löcher in einem Teil der Samen und an der Samenkapsel deutlich sichtbar. Die Larven graben sich dann bis zu 20 cm tief in den Boden ein, um ihre Kokons zu spinnen. Nach der Metamorphose, die in der Regel nach 1–4 Jahren stattfindet, schlüpfen die Motten aus der Erde, und das Ganze beginnt von neuem. Wenn zu viele Eier im Ovarium abgelegt wurden, fallen die Blüten ab. Durch diese natürliche Selektion werden sowohl die Motten-Populationen als auch die Bildung der Yucca-Früchte aus- balanciert. Nach erfolgreicher Befruchtung bilden sich in der Regel längliche, zylindrische und zur Mitte hin mehr oder weniger eingeschnürte Früchte mit einer Länge von etwa 5–10 cm. Bei manchen Yucca-Arten, wie beispielsweise an Y. baccata, bilden sich aber auch deutlich größere Früchte die eine Länge von 20 cm erreichen können. Die Früchte benötigen in der Regel ca. 6 Wochen um auszureifen. Die Gattung Yucca besteht aus Arten mit aufreißenden (dehiscenten) Früchten und Arten mit nicht aufreißenden (indehiscenten) Früchten. Als einzige Ausnahme der Gattung besitzt Y. brevifolia schwammartige Früchte, d. h. solche mit einem übrig gebliebenem Fasergerüst. Die vertrockneten, fragilen Samenkapseln der dehiscenten Früchte öffnen sich von selbst indem sie aufreißen, die indehiscenten, fleischigen Früchte öffnen sich dagegen nicht von selbst. Die relativ dicke Schale wird mit der Zeit weich und dann gerne von Vögeln oder Nagern an- gegangen und somit geöffnet.
Möchte man sich auch hierzulande an Yucca-Früchten erfreuen, ist also eine manuelle Bestäubung durch den Menschen unumgänglich, insbesondere wenn man gezielt bestimmte Arten, Formen und Sorten miteinander kreuzen möchte. Die Prozedur ist zwar nicht ganz einfach, aber durchaus möglich. Das zeigt die Vielzahl der gelungenen Hybriden, z. B. im 20. Jahrhundert von Sprenger und Graebener und im 21. Jahrhundert von Möller Jensen, Bechtold und anderen. Inzwischen gibt es auch einige Mehrfachhybriden, d. h. Hybriden mit mehreren Elternteilen wie z. B. Y. aloifolia X stricta X arkansana die Demeter Janakidisz vom Botanischen Garten in Budapest geglückt ist. Seit über 5 Jahren bestäube ich Yucca-Blüten von Hand, in den ersten Jahren noch mit bescheidenem Erfolg. So standen die ersten Jahren auch eher unter dem Motto „ausprobieren verschiedener Techniken“, hauptsächlich an verschiedenen Typen aus dem Y. filamentosa/flaccida-Komplex, d. h. an stammlosen Gartenyuccas.
Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisicing elit, sed do eiusmod tempor incididunt ut labore et dolore magna aliqua. Ut enim ad minim veniam, quis nostrud exercitation ullamco laboris nisi ut aliquip ex ea commodo consequat.
Ut enim ad minim veniam, quis nostrud exercitation ullamco laboris nisi ut aliquip ex ea commodo consequat. Excepteur sint occaecat cupidatat non proident, sunt in culpa qui officia deserunt mollit anim id est laborum.
© Sascha Weißbeck